Albertus-Magnus-Platz, Zentraler Platz der Universität Köln. Gestaltung von Jürgen-Hans Grümmer Nichts zu suchen – ein Spaziergang in zwei Phasen mit Johannes Stahl
18.12.2014

nichts zu suchen
„Ich ging im Walde so für mich hin,
und nichts zu suchen, das war mein Sinn.“ (J.W. Goethe)
Wenn ein Ort wohlvertraut ist, eignet er sich mitunter gerade gut für einen Spaziergang. Für die Spaziergangswissenschaften ist das tatsächlich auch Methode: es geht darum, sich in eine Situation zu bringen, wo die üblichen zielgerichteten Handlungsweisen nicht die eigene Wahrnehmung und Erkenntnisfähigkeit dominieren - oder gar ausschließlich leiten. Ganz absichtsfrei ist das als Methode jedoch nicht: es geht um die Potentiale der beiläufigen Wahrnehmung.


Markieren
Wenn Baustellen eingerichtet werden, markieren die Bauleute vorher das Terrain. Dabei spielen nicht nur die normalen Abmaße eine Rolle, sondern auch besonders zu berücksichtigende Elemente auf dem Terrain wie Bäume, Denkmale, Kunstwerke oder wichtige Infrastrukturen. Da für den zentralen Platz der Universität Baumaßnahmen ins Haus stehen, sollen entsprechende gestaltete Elemente markiert werden. Dazu dient zunächst einfache weiße Kreide.
Für jedes gestaltete Element auf dem Gelände von Albertus-Magnus-Platz bis zur Universitätsbibliothek war anschließend zu erläutern, warum es für die Situation prägend und erhaltenswert ist – oder warum genau das nicht. Immerhin markieren auch Schönheitschirurgen jene Fettpolster, die sie anschließend beseitigen.

Die folgenden Zitate sind nicht wörtlich, sondern sinngemäß wiedergegeben und stammen von unterschiedlichen TeilnehmerInnen.

Mir fallen diese Sitzgelegenheiten auf der Rückseite der Container auf. Sie sehen bequem aus, die Hölzer sind abgerundet. Man kann auf diesen Holzbänken oder auf dem Beton sitzen.


Ich habe diese Trinkbrunnen ausgesucht, hier steht einer, dahinten auch. Die Oberfläche ist bearbeitet und die Seite naturbelassen. Früher hatten Studenten noch Durst und konnten hier trinken. Heute müssen sie das ja nicht mehr.


Ich habe diese Container hier angekreuzt, weil das aussieht wie eine Kampfansage: an die hohe Skulptur, aber auch die gesamte Platzgestaltung. Früher waren hier sogar Lampen, die dieses Gebäude, den Platz oder die Skulptur beleuchten sollten. Jetzt scheinen die schon lange nicht mehr in Benutzung zu sein.



Mir ist dieses Hörsaalgebäude als eine besondere Gestaltung aufgefallen. Es ist schon toll, was die aus Beton gemacht haben. Die gesamte Form ist sehr individuell, und das hat ganz klare Kanten, die daraus etwas machen. [Auf eine Nachfrage hin] Ich glaube, dieses Gebäude ist jünger als ich, auch wenn da etwas repariert wird, sieht es nicht alt aus.

Ich habe diesen Baumschnitt ausgesucht. Anscheinend hat das jemand hier gepflegt, weil er nicht wollte, dass die Bäume auf diese Liegefläche hinaus wachsen und dass die Bäume nach oben wachsen wie diese Baumreihe zur Straße hin. Dahinten [absteigende Terassierung zum Albertus-Magnus-Platz hin] sieht man das nicht: also irgendwann haben die aufgehört, das zurückzuschneiden.


Mir sind als Gestaltung besonders diese gepflasterten Höcker um die Bäume herum aufgefallen. Einer ist in der Mitte um den Baumstamm mit Kies befüllt, aus den anderen wächst Gras. Ob die umgebenden Backsteine und anderen Pflastersteine dazu gehören, kann ich nicht sagen.



Ich habe den Fußboden im Hörsaalgebäude angekreuzt, weil hier alles gestaltet ist; der Boden, sogar die Decke. Kann es sein, dass der Fahrstuhl später hier eingebaut worden ist? Vielleicht war zwischen den beiden Treppenläufen früher eine Behindertenrampe; so sieht das zumindest aus. Heute ist das ein toter Raum.


Diese Sitzgruppe [auf der Rückseite des Hörsaalgebäudes] fällt mir besonders auf. Die Hocker sind nicht richtig wie um den Tisch herum angeordnet, sondern in einer Reihe. Auf dem Tisch sind im Zement auch noch Ritzspuren eingegraben. Die Sitze sind an der Seite gerade verschalt, obendrauf ist ein unregelmäßiges Profil.
Antwort darauf: das sieht gemütlich aus, aber wahrscheinlich sitzt man dort gar nicht so bequem. Das scheint mit gefüllten Beuteln aus Zement gemacht zu sein, damit es so unregelmäßig verläuft.

Hier hat die Uni um die Bäume ein Metallgestell angebracht, damit die Studenten ihre Fahrräder daran anschließen können und der Baum unbeschädigt bleibt.

Da hängt Weihnachtsdeko an der Hecke. Ist das irgendwo ein Brauch, dass die Bäume auch draußen dekoriert werden? Zum Radweg hin ist das jedenfalls nicht geschehen.

Hier ist so eine besondere Kante: da hat jemand am Detail und mit kleinen Pflastersteinen gearbeitet. Auf dem Radweg daneben sieht das anders aus, neuer.


Dass hier eine Aussichtsplattform geschaffen wurde, ist schon ein bischen absurd. Ob man da den Verkehr sehen sollte oder das Gegenüber auf der anderen Straßenseite? Der Baum neigt sich ein wenigzur Straße hin. Ob wir uns Sorgen machen müssen? Haben Platanen eigentlich Pfahlwurzeln? Die Rinde ist faszinierend. 

Von der Brücke aus sieht man, dass das ein ganz massiver Ausblick ist, kein Balkon.

Ob auf dem Albertus-Magnus-Platz etwas gestaltet worden ist, kann man heute nicht mehr genau sagen. Es sieht zwar so aus, aber das ist ziemlich kaputt und daher kaum zu erkennen. Die schräg verlaufenden Zuwege für die Rollstuhlfahrer: da habe ich noch nie jemanden im Rollstuhl gesehen, der das benutzt.

Das scheint ein Testgelände für verschiedene Typen von Fahrradständern zu sein. Die neueren sind noch nicht im Boden befestigt, sondern nur mit einem Stein.