John Cotton Dana und die Denver Print Library

"Knowing is not enough, we must apply. Willing is not enough, we must do."

John Cotton Dana war eine der einflussreichsten Personen im Bibliothekswesen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Er war verantwortlich für zwei wesentliche Änderungen: Er führte die Öffnung der Bücherregale ein und definierte die Öffentlichkeitswirkung der Bibliothek neu. Beide Impulse haben die Arbeitsweisen der öffentlichen Bibliotheken bis heute sehr beeinflusst. Jedes Jahr vergibt die American Library Association (ALA) daher den John Cotton Dana Preis, um herausragende Public Relations Programme zu ehren.

John Cotton Dana ist ein klassischer Selfmademan. Am 19.08.1856 in Woodstock, Vermont geboren, besuchte er Highschool und Universität in Dartmouth. 1878 begann er ein Jurastudium in Woodstock. Wegen gesundheitlicher Probleme beendete er das Studium jedoch nicht, sondern nahm einen Job als Landvermesser in Colorado an. 2 Jahre später ging er nach New York und beendete sein Studium. In dieser Zeit hat er sich neben dem Studium besonders für das Theater, die Musik und für Bücher interessiert. Er arbeitete als Anwalt in New York und Minnesota, Bevor er zurück nach Colorado ging und bei dem Bau einer Eisenbahnstrecke mitwirkte. Durch einige Artikel in der Zeitung von Denver bekam Dana seinen ersten Job als Bibliotheksleiter. Er kritisierte die Unterrichtsmethoden der öffentlichen Schulen. Diese Artikel weckten das Interesse des Leiters des Denver Schulsystems. 1889 wurde Dana die Stelle des Bibliotheksdirektors des Schuldistrikts Denvers angeboten, die er ohne zu zögern annahm.

Als erstes führte Dana offen zugängliche Bücherregale ein. Davor waren Bücher für den Besucher nur durch einen Angestellten zu erhalten. Die Gründe waren Angst vor Diebstahl, größere Abnutzung und Unordnung in den Bücherregalen. Außerdem glaubte man, dass dadurch mehr Kosten verursacht würden und mehr Platz benötigt würde. John Cotton Dana konnte sich durchsetzen: er sah die Wichtigkeit nicht nur in der Öffnung der Bücherregale, sondern auch in der Rolle, welche die Bibliothek für die Gesellschaft darstellen sollte. Er sagte, dass die Bibliothek der meist besuchte Ort in einer Stadt sein sollte. Und dass konnte nur erreicht werden durch freien Zugang und die richtige Öffentlichkeitsarbeit. Er schuf weitere Neuerungen, wie die Öffnung eines Raumes eigens für Kinder (der erste in den Vereinigten Staaten). Die Kinder bekamen eigene Benutzerausweise ohne Altereinschränkung und bildeten bald die größte Benutzergruppe der Bibliothek. Dana verlängerte die Öffnungszeiten, um damit auch auf die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung einzugehen. Er sammelte Wirtschafts- und Medizinbücher, Zeitungen, Magazine und Kunstdrucke. Es war ganz eindeutig, dass die "offene" Bücherei mehr Freude macht, anspruchsvolleres Lesen ermöglicht und auch mehr Besucher anzieht als die "geschlossene" Bücherei.

Bibliotheken verfolgen verschiedene Absichten. Dana glaubt, dass der Besuch der Bibliotheken ein Vergnügen sein sollte und dazu beitragen, den Besucher glücklich zu machen. So können Bibliotheken besser als Ort der Anregung dienen und Interesse wecken für alle Themen, die über die unmittelbare Umgebung hinaus reichen. Zudem sollte die Bibliothek sich selbst bekannt machen, einfach zu erreichen und einfach zu benutzen sein. Dana hat eigene Vorstellungen, wie die Popularität des Bibliotheksbesuchs erhöht werden kann. Werbeplakate hängen in der ganzen Stadt, die Bibliothek hält Vorträge über verschiedene Bücher und extra für Kinder werden Lesungen gehalten, um sie so mit Literatur vertraut zu machen.Danas Vorstellungen gehen weiter dahin, dass es Niederlassungen der Bibliothek in verschiedenen Stadtteilen gibt und Bücher auch in entfernte Dörfer ausgeliehen werden können. Er möchte ganz deutlich machen, dass Bücher alle Bereiche des Lebens ansprechen und die Bibliothek die Verpflichtung hat, den Menschen das bewusst zu machen.

Um das öffentliche Interesse zu wecken, sind sehr viel Energie und vor allem Initiative wichtig. Als Dana seinen Dienst antrat, hat er Rundschreiben an Verleger aller Zeitungen in Colorado geschickt, an die führenden religiösen Zeitschriften im ganzen Land, an Bildungsmagazine und Tageszeitungen der größten Städte in den USA. Zusätzlich hat er jeden Verleger in Denver besucht. Der erzielte Erfolg war erheblich. Das Wort Netzwerk war vor über 100 Jahren noch nicht bekannt, doch hat Dana seinen Wert schon damals erkannt. Public Affairs-Programme mussten durch die Bibliotheken entwickelt werden, um so die Öffentlichkeit zu informieren und so die Qualität ihrer Beziehung zueinander zu vergrößern. Je mehr Menschen von der Bibliothek erfahren, um so mehr nutzen sie diese auch. Danas Ziel war nicht alleine, Werbung zu machen, sondern auch, die Öffentlichkeit wissen zu lassen, wer die Bibliotheken sind und wie man von ihnen profitieren kann.

In einem Artikel von 1897 schrieb Dana, die öffentliche Bibliothek gehöre der Öffentlichkeit. Das bedeutet, dass die Bibliothek nach öffentlichen Bedürfnissen ausgestattet sein muss und optimal benutzbar sein für den Besucher. Seiner Meinung nach muss die Bibliothek des 20. Jahrhunderts allen ihre Türen öffnen und jeden einladen hereinzukommen.

Es liegt auf der Hand, dass er auch Kunst verlieh. Er hat Bilderkollektionen zum Verleih gegründet, angefangen 1889 in Denver und später 1914 in Newark. Inhalt waren Poster, Postkarten und Fotografien. Schulklassen waren die Zielgruppe in Denver. In Newark wurden vermehrt Anfragen gestellt durch Künstler und Illustratoren, Filmstudios und Werbeagenturen, die immer neue Ideen suchten. Die Ausleiher waren nicht nur bestehende Bibliothekskunden, sondern solche, deren Interesse in erster Linie der Bilderkollektion galt. Danas Rolle als Pionier auf den Gebieten Public Relations, Marketing und Promotion und seine Forderung nach Zugänglichkeit von Kultur macht ihn auch für die Artotheken heute zu einer wichtigen Leitfigur.

Literatur
Galbraith, Nora/Smith, Joy. John Cotton Dana's Role in Public Libraries: Access and Publicity, University of South Florida 1998. Hadley, Chalmers. John Cotton Dana: A Sketch. Chicago: ALA, 1943. Dana, John Cotton. Libraries: Address and Essays. Freeport, N.Y.: Books For Libraries Press, 1966. Verfügbar: http://www.libr.org/rory/wbm10.html.
Haeuser, Michael J. With Grace, Elegance and Flair: The First 25 Years of Gustavus Library Associates, Gustavus Adolphus College 2002. Verfügbar: http://www.hwwilson.com/jcdawards/about_jcd.htm.
http://www.nypl.org/research/chss/spe/art/photo/pchist/pchist2.html

Maren Stoltenberg